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Zweiter Programmkongress (11/2018)

7. und 8. November 2018
bcc, Berlin

Der dritte Programmkongress der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ findet am 3. und 4. November 2020 in Berlin statt. 2018 eröffnete Bundesbildungsministerin Anja Karliczek den zweiten Programmkongress
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek eröffnete den zweiten Programmkongress der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" in Berlin. © BMBF/Alexandra Roth

Auf dem zweiten Programmkongress der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" kamen am 7. und 8. November 2018 im bcc Berlin die Akteure der gemeinsamen "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" von Bund und Ländern mit weiteren Entscheidern und Gestaltern der Lehrerbildung zusammen.
Die Dynamik der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ trägt dazu bei, unterschiedliche Akteure der Lehrerbildung über Fakultäts- und Fächergrenzen hinweg sowie zwischen Hochschulen, Studienseminaren und Schulpraxis miteinander ins Gespräch zu bringen. Der Kongress bot ein Forum, den erfolgreich begonnenen Dialog fortsetzen, weitere Diskussionen mit programmexternen Akteuren der Lehrerbildung auf Ebene des Bundes und der Länder anzustoßen und die Fachöffentlichkeit über gelungene Ansätze und Praxisbeispiele zu informieren.

Der 2. Programmkongress der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" wurde durch den Bildungsjournalisten und Moderator Armin Himmelrath eröffnet. Himmelrath unterstrich die kooperative Anstrengung, die Bund und Länder mit der Qualitätsoffensive gemeinsam zur Stärkung der Lehrerbildung unternehmen.


Die gemeinsame „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ von Bund und Ländern Grußworte der Bundesministerin für Bildung und Forschung

In ihrer Begrüßungsrede betonte Anja Karliczek MdB, Bundesministerin für Bildung und Forschung, die anhaltende Strahlkraft des Förderprogramms und reflektierte die wegweisenden Entwicklungen, die durch die geförderten Projekte in der Qualitätsoffensive angestoßen und nachhaltig verankert werden. Diese vollziehen sich auf der Ebene der Hochschulstrukturen, der Lehre und in der Verknüpfung des theoriebasierten Studiums mit Phasen, in denen Studierende schulische Praxiserfahrungen sammeln und zusammen mit Mentoren und Hochschuldozierenden auswerten. Ein besonderes Gewicht legte sie dabei auf den Beitrag der Qualitätsoffensive zur gesellschaftlichen Anerkennung von Lehrerinnen und Lehrern. Die Wertschätzung, die ihnen gebührt, müsse sich schon an der Hochschule erweisen. Hierzu leiste die Qualitätsoffensive einen herausragenden Beitrag.

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Wertschätzung für Lehrkräfte muss jederzeit spürbar sein: Sie muss schon im Studium an der Hochschule deutlich werden.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek

Zugleich wies die Ministerin auf weitere drängende Herausforderungen hin, die zusätzlicher Aufmerksamkeit bedürfen. Sie kündigte an: „Wir werden die Qualitätsoffensive durch eine weitere Förderlinie ergänzen.“ Diese wird zwei Schwerpunkte umfassen. Der erste betrifft die Digitalisierung in der Lehrerbildung. Hierbei geht es um innovative Wege der Vermittlung digitaler Kompetenzen, um digital gestützte Lernkontexte, digitale Ansätze in der Verzahnung von Theorie und Praxis und der Verbindung der Phasen der Lehrerbildung. Der zweite Schwerpunkt zielt auf das berufliche Lehramt. So sollen u. a. neue Zielgruppen für das berufliche Lehramt gewonnen, Studienstrukturen flexibilisiert und die Abbruchquoten im Studienverlauf gesenkt werden. Die Qualitätsoffensive habe die Lehrerbildung an den Hochschulen sichtbarer gemacht und in beeindruckender Weise vorangebracht, resümierte die Ministerin die bisherige Entwicklung. Mit der neuen Förderlinie setzten Bund und Länder ein weiteres Signal für die Wichtigkeit einer guten Lehrerbildung.


Die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ und ihre Bedeutung für die Lehrerbildung in den Ländern

Prof. Dr. Eva Quante-Brandt
Prof. Dr. Eva Quante-Brandt, Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz der Freien Hansestadt Bremen, betonte die Bedeutung der QLB für die Lehrerbildung in den Ländern. © BMBF/Michael Reitz

Frau Prof. Dr. Eva Quante-Brandt, Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz der Freien Hansestadt Bremen, stellte in ihrer Begrüßungsrede die Bedeutung der Qualitätsoffensive für die Länder heraus. Sie verwies auf das große Problem des Lehrkräftemangels. In der öffentlichen Wahrnehmung habe die Attraktivität des Lehrkräfteberufes nach den ernüchternden PISA-Ergebnissen zu Beginn der 2000er Jahre gelitten. Die Qualitätsoffensive setze hier ein Gegengewicht. Das Förderprogramm gebe notwendigen Reformen in der Lehrerbildung eine neue Dynamik und stärke den Austausch zwischen den Ländern. Angesichts aktueller Herausforderungen würden neue Antworten darauf benötigt, was angehende Lehrkräfte heute lernen müssen, wie die Phasen der Ausbildung besser aufeinander abgestimmt werden können und welche Ausstattung für eine gute Lehrerbildung notwendig ist. Unterschiedliche Ausgangslagen in den Ländern und zwischen Regionen müssten hierbei differenziert berücksichtigt werden. Neue Modelle zu erproben, setze auch den Mut voraus, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen. Durch gemeinsame Anstrengungen könne die Attraktivität des Lehrkräfteberufes wieder gesteigert werden.
Wie Bundesministerin Karliczek betonte auch Senatorin Quante-Brandt die große Bedeutung der neuen Förderlinie im Rahmen der Qualitätsoffensive. Neben Ihrer Hoffnung auf wichtige Impulse für die Digitalisierung in der Lehrerbildung gab sie ihrer Überzeugung Ausdruck, dass das Lehramt für berufliche Schulen an den Hochschulen dringend größerer Aufmerksamkeit bedarf und seinerseits wichtige Anregungen auch für das allgemeinbildende Lehramt geben könne.


Die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ – Zwischenbilanz und Ausblick

Frau Prof. Dr. Cornelia Gräsel und Herr Prof. Dr. Manfred Prenzel stellten in ihren Ausführungen den Ablauf des aufwändigen Auswahlprozesses transparent für die Antragstellerinnen und Antragsteller dar. Sie beschrieben das Gremium und dessen Zusammensetzung, die Begutachtung und die durch die Förderbekanntmachung gesetzten Auswahlkriterien. Sehr deutlich wurde, dass die Qualität und die Nachhaltigkeit der Strukturen und Prozesse in den Hochschulen in den Projektanträgen entscheidende Kriterien für die Auswahl waren.
Ein weiterer Punkt waren die neuen Herausforderungen der zweiten Förderrunde – die Dynamik an den Hochschulen, die Forschungsentwicklung, die strukturellen Veränderungen und die Koordinationswirkungen zwischen den Fachwissenschaften, Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften. Die Projekte, die für die zweite Förderrunde ausgewählt wurden, ermunterten die Redner, auch konfliktträchtige Felder anzugehen, wie zum Beispiel die Ausweitung der Zusammenarbeit mit einem breiteren Fächerspektrum. Mit der Benennung und Erläuterung von Beispielen guter Praxis aus den Projekten der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ schlossen sie die Gesprächsrunde ab.


Lehrerbildung für eine heterogenitätsgerechte Schule: Notwendigkeit, Ansätze, Beispiele

Prof. Dr. Hans Anant Pant
Prof. Dr. Hans Anand Pant (Humboldt-Universität zu Berlin/Die Deutsche Schulakademie) setzte sich in seinem Vortrag mit der „Lehrkräftebildung für eine heterogenitätsgerechte Schule“ auseinander. © BMBF/Michael Reitz

Prof. Dr. Hans Anand Pant (Humboldt-Universität zu Berlin/Die Deutsche Schulakademie) setzte sich in seinem Vortrag (PDF, 5MB, Datei ist nicht barrierefrei) mit der „Lehrkräftebildung für eine heterogenitätsgerechte Schule“ auseinander. Für deren Entwicklung, die zugleich leistungsorientiert ist, beschrieb er drei Herausforderungen: Erstens findet die Definition dessen, was eine heterogenitätsgerechte Schule kennzeichnet, auf allen Handlungsebenen des Schulsystems statt. Pant plädierte deshalb dafür, einen stärker systemisch orientierten Blick in der Lehrerbildung zu etablieren. Dabei gilt es innerhalb der jeweiligen Schulen, Kompetenzen für die Umsetzung der integrativen Prozesse auf der innerpsychischen, der interaktionellen und der institutionellen Ebene zu stärken. Außerhalb dieser sind sowohl die trans-institutionelle als auch die politisch-administrative Ebene ebenfalls einzubeziehen. Als zweite Herausforderung beschrieb Professor Pant die notwendige grundlegende Neuausrichtung von zeitlichen, räumlichen und organisatorischen Grundstrukturen der Schule. So erfordert die bestehende Heterogenität der Schülerschaft eine Entkopplung der Zeit- und Inhaltsstrukturen und es gilt zu berücksichtigen, dass Lernprozesse asynchron erfolgen. Zu geringe Kooperationen zwischen Lehrkräften nannte Pant als dritte Herausforderung. Für die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen verwenden Lehrkräfte in Deutschland im internationalen Vergleich deutlich weniger Zeit als die überwiegende Mehrheit, obwohl sich aus Kooperationen positive Effekte für die Schule, die Schülerinnen und Schüler wie auch die Lehrkräfte selbst einstellen.

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An vielen Universitäten fehlen Ausbildungselemente, die Lehrkräfte als Change Maker und Schulentwickler befähigen.

Prof. Dr. Hans Anand Pant

Als zentrale Aufgaben für die Entwicklung einer heterogenitätsgerechten Schule wurden in Bezug auf Reynolds et al. genannt: die Entwicklung einer Kooperationskultur, die Entwicklung einer Feedback-Kultur sowie die Entwicklung von Schulnetzwerken und sozial-räumlichen Netzwerken, da diese die zentrale Struktur für Capacity Building darstellen. Bilanzierend stellte Pant fest, dass es auf Seiten der Lehrkräfte Repertoireerweiterungen im Blick auf die Diagnose- und adaptiven Lehrkompetenzen braucht. Es fehlen Ausbildungselemente, mithilfe derer Lehrkräfte als Schulentwicklerinnen, Schulentwickler und Change Maker befähigt werden. Zudem bedarf es einer Stärkung der Inhalte der Lehrkräftebildung im Blick auf die Kooperations-, die Feedback- und die Netzwerk-Kompetenzen.


Schule – Universität – Schule: Rollenwechsel und Identitätsentwicklung in der Lehrerausbildung

Die Podiumsdiskussion „Schule – Universität – Schule - Rollenwechsel und Identitätsentwicklung in der Lehrerbildung“ stellte die Perspektive von Lehramt-Studierenden in den Mittelpunkt. Henrike Amft (Universität zu Kiel), Jannis Andresen (Humboldt-Universität zu Berlin), Emine Kir (Universität Duisburg-Essen), Sozdar Coskun (Universität Koblenz-Landau) und Matthias Winkler (Technische Universität München) –  fünf Studierende unterschiedlicher Lehramtstypen aus fünf Bundesländern schilderten ihre Erfahrungen und Eindrücke aus dem Studienalltag und formulierten ihre Wünsche und Verbesserungsmöglichkeiten.
Diskutiert wurde u. a. der in den Bundesländern unterschiedlich große Anteil an Praxiserfahrungen während des Studiums. Dabei kommt der Kultur der jeweiligen Praktikumsschule ein entscheidender Einfluss zu; eine eng begleitete Reflexion der Erfahrungen durch qualifizierte Mentorinnen und Mentoren sowie die Hochschule ist zentral. Zudem erleben die Studierenden das systematische und reflektierte Sammeln von Erfahrungen in der Schulpraxis überwiegend als zu spät. Der frühzeitige Einblick in die Schulpraxis würde deutlich machen, ob der Lehrerberuf für sie passend ist. Gewünscht wurde ebenfalls eine stärkere Bezugnahme auf aktuelle Themen, wie die Heterogenität der Schülerschaft und die Digitalisierung. Auch die Behandlung von Herausforderungen die sich etwa durch Flucht oder Rechtsextremismus von Schüler/innen im Schulalltag ergeben und mögliche Umgänge damit, sollten stärker – in exemplarischer Weise – während des Studiums thematisiert werden. Plädiert wurde darüber hinaus für eine bessere Vermittlung der Relevanz und des Mehrwerts von an der Universität gelehrter Theorie für die schulische Praxis. Begünstigt werde die teils mangelnde Akzeptanz der stark wissenschaftlichen Ausbildung dadurch, dass das Studium im Rahmen der Fachwissenschaften selten auf die Bedarfe von Lehramtsstudierenden ausgerichtet ist. Als besonders hilfreich werden Dozierende erlebt, die selbst aus der Schulpraxis kommen. Verstärkte Kooperationen zwischen Hochschulen und Schulpraxis werden daher favorisiert.


Innovative Ansätze in den Schwerpunktthemen der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung"

Acht parallele Foren zu innovativen Ansätzen in den Schwerpunktthemen des Programms luden am Nachmittag zum Austausch und zur Diskussion ein:

Forum 1: Kooperation zur Profilbildung und Organisationsentwicklung am Beispiel von „Diversität“
Forum 2: Multiperspektivische Zugänge in die Schulpraxis zur Förderung der Lehrkräfteprofessionalität
Forum 3: Praxisbezug in der Lehrkräftebildung – Kooperation auf Augenhöhe mit Partnerschulen
Forum 4: Beratung und Begleitung als Instrumente der Kompetenzentwicklung: Brauchen wir neue Konzepte?
Forum 5: Perspektiven für eine gelingende Inklusion in der beruflichen Bildung
Forum 6: Strategien für die Vernetzung von Bildungswissenschaften, Fachwissenschaften, Fachdidaktiken und Sonderpädagogik
Forum 7: Digitalisierung der Lehrkräftebildung – Lessons Learned zwischen Hochschulstrategie und -alltag
Forum 8: Den Übergang zwischen Schule und Hochschule im Zeitalter der Digitalen Transformation gestalten

Die ausführliche Dokumentation der jeweiligen Foren finden sich verlinkt. Die Foren wurden durch Graphic Recording begleitet und am Morgen des zweiten Veranstaltungstages vorgestellt.


Begleitende Posteraustellung und künstlerischer Beitrag

Begleitet wurde die Veranstaltungen von einer Posterausstellung, in der Doktorandinnen und Doktoranden der geförderten Projekte die Möglichkeiten hatten, ihre Dissertationsprojekte zu präsentieren.
Zudem präsentierte die mit der Programmevaluation der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" beauftragte Ramboll Management Consulting GmbH die bisherigen Erkenntnisse in den Handlungsfeldern der QLB und bot eine Übersicht der Datenquellen und Erhebungen.

Abgerundet wurde der erste Veranstaltungstag durch ein Konzert der „United Big Band“ der Jazzkooperative Berliner Schulen unter Leitung von Dr. Martin Burggaller (weitere Informationen unter: www.goethe-jazz.de/united-big-band/ und www.musik-am-agd.de/pages/ensembles/bigbands/unitedbigband.html).


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