Lehr-Lern-Labore
In der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ (QLB) sind zahlreiche Lehr-Lern-Labore – die auch als Unterrichtslabore, Learning Labs, Lernwerkstätten oder Makerspaces bekannt sind – entstanden, in denen Unterricht erprobt werden kann.
Ein Lehr-Lern-Labor bietet künftigen (und bereits aktiven) Lehrerinnen und Lehrern die Möglichkeit, das Gelernte in einer realen Unterrichtssituation in geschütztem Raum auszuprobieren, zu reflektieren und Feedback einzuholen, um den eigenen Lehr-Lern-Prozess zu verbessern. Anknüpfend an aktuelle Ergebnisse der Unterrichtsforschung bekommen Lehrpersonen Rückmeldungen zum Beispiel zur Gesprächsführung im Unterricht, Strategien der Klassenführung im Umgang mit Störungen oder dem Lernen in virtuellen Lehr-Lernumgebungen.
Dabei haben Lehr-Lern-Labore viele Gesichter: Sie können voll ausgestattete, moderne Klassenzimmer sein, in denen Unterricht in unterschiedlicher Form erprobt wird. Ebenso kann ein Lehr-Lern-Labor ein Open Space sein, der als Werkstatt, Atelier, Studio, Bewegungsraum, Labor, Seminarraum, Bibliothek und vieles mehr genutzt und flexibel umfunktioniert werden kann, um vielfältige Lernprozesse zu unterstützen. Die QLB-Projekte haben die Zusammenarbeit mit der zweiten und dritten Phase der Lehrkräftebildung dabei stark ausgeweitet und eng mit Kooperationsschulen zusammengearbeitet.
Fachübergreifendes Arbeiten
Lehr-Lern-Labore können verschiedene Fachbereiche abdecken und interdisziplinäres Lernen und Arbeiten fördern. In den Lehr-Lern-Forschungslaboren der Johannes Gutenberg-Universität Mainz arbeiteten zum Beispiel Fächertandems (Englisch/Romanische Sprachen, Geschichte/Katholische Religion, Physik/Musik) mit den Bildungswissenschaften zusammen, um jeweils fachliche und fachdidaktische Perspektiven mit bildungswissenschaftlichen Zugängen zu verknüpfen.
In der im saarländischen Verbundprojekt SaLUt entwickelten „Lernwerkstatt für Ästhetische Bildung“ (LÄB) kommen die ästhetischen Fachgebiete der Bildenden Kunst, der Musik und der Bewegung mit anderen Fächern zusammen. Beispielsweise im Darstellenden Spiel für das Fach Deutsch, für den Fremdsprachen-, den Werte- und den Sachunterricht. Weitere Lernwerkstatt-Formate des Verbundes, wie die „Lernwerkstatt Demokratische Schule“, entwickeln, erproben und evaluieren neue Konzepte für einen inklusiven Umgang mit heterogenen Lerngruppen. Die Mehrzahl dieser Lehrveranstaltungen, an denen nicht nur Studierende sondern auch Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte beteiligt sind, sind mittlerweile curricular verankert.
Einsatz moderner Technologien und Materialien
Oft sind Lehr-Lern-Labore mit modernen Technologien und Materialien ausgestattet, die interaktive und kollaborative Lernmethoden fördern. Flexibles Mobiliar, interaktive Tafeln und Präsentationsflächen, moderne IT- und Medienausstattung (wie zum Beispiel VR-Brillen) und ein Videographiesystem sind oftmals Kernelemente solcher Labore. Die traditionelle Frontalausrichtung von Klassen- beziehungsweise Seminarräumen ist aufgehoben.
Ein Beispiel ist das „Digitale Lehr-Lernlabor der Universität Regensburg“ (DigiLabUR). Unter dem Dach des DigiLabUR wurden nach der QLB verschiedene Maßnahmen als dauerhafte Infrastruktureinrichtungen verstetigt. Zum Beispiel steht ein prototypisches Klassenzimmer mit hochwertiger medialer Ausstattung zur Verfügung. Neben der Erprobung digitaler Unterrichtsmedien gibt es die Möglichkeit zur multiperspektivischen Unterrichtsvideo- und Audiografie.
Ein solches „Klassenzimmer der Zukunft“ hat auch das „Didaktische Innovationslabor“ (DiLab) der Universität Passau eingerichtet. Neben Dozierenden und Studierenden können auch Schulen und Lehrkollegien den Raum, zum Beispiel für Fortbildungsveranstaltungen, nutzen. Das am DiLab angesiedelte „Lehrerzimmer der Zukunft“ ermöglicht wiederum modernes kollaboratives Arbeiten.
3D-Drucker, Lasercutter und zahlreiche weitere digitale Werkzeuge stehen Studierenden in Stuttgart und Ludwigsburg in den Makerspaces der Professional School of Education zur Verfügung. In den offenen Werkstätten können sie den pädagogischen Einsatz dieser Geräte erproben und weiterentwickeln. Unterstützung kommt dabei von einem Team aus Medientechnik, Medienpädagogik und Mediendidaktik, aus den Bildungswissenschaften und den Fachdidaktiken.
Erforschung experimenteller Ansätze
Lehr-Lern-Labore bieten Raum zur Erprobung innovativer Lehrmethoden, die sowohl von Lehrkräften als auch von Schülerinnen, Schülern und Studierenden erforscht werden können. Mit dem Einsatz innovativer Verfahren wie In Ear-Mikrophonen, biophysiologischen Messinstrumenten und multiperspektivischer Unterrichtsvideographie werden beispielsweise im Learning to Teach Lab: Science, dem Videolabor der Friedrich-Schiller-Universität Jena, neue Perspektiven für die Erforschung von effektiver Unterrichtskommunikation, Motivation und Emotion geboten. In das Feedback an Lehrpersonen fließen aktuelle Ergebnisse der Unterrichtsforschung ein.