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TWIND: Ein Medien-Feuerwerk für die Lehrkräftebildung : Datum:

Im Verbundprojekt TWIND (Technik und Wirtschaft: Integrierte Didaktik) werden Medienpakete mit Erklärvideos und Podcasts, Arbeitsaufgaben und Tests sowie Vertiefungs- und Begleittexten für (angehende) Lehrkräfte in berufs- und allgemeinbildenden Fächern entwickelt und erprobt. Und die Evaluationsergebnisse zeigen: Das ist gelungen.

Ein Mann und eine Frau blicken auf zwei Bildschirme. Der Mann zeigt auf einen Bildschirm.
Im Verbundprojekt TWIND werden Medienpakete für (angehende) Lehrkräfte in berufs- und allgemeinbildenden Fächern entwickelt und erprobt. © JGU Mainz/ ZfL

Von Markus Höffer-Mehlmer, in Zusammenarbeit mit dem TWIND-Team

Was haben wir erreicht?

Im TWIND-Projekt arbeiten vier Hochschulen (die Universitäten Darmstadt, Hannover und Mainz sowie die Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd) und die Fächer Technikdidaktik, Wirtschaftspädagogik, Deutsch und Politische Bildung zusammen. Für die Ausbildung künftiger, aber auch die Fortbildung berufserfahrener Lehrkräfte haben wir Medienpakete entwickelt und erprobt. Die Themen der Pakete spiegeln die fachliche Breite des Projekts wider, zum Beispiel E-Commerce, Klassenführung, sprachsensibler Fachunterricht, Demokratie, Rassismus, Verschwörungsmythen und Antisemitismus. Für die Auswahl und Aufbereitung der einzelnen Themen holten wir uns auch externe Expertise aus Forschung und Anwendung ein.

Immer wieder haben wir mit Studentinnen und Studenten, Referendarinnen und Referendaren und Lehrerinnen und Lehrern ausprobiert, wie das, was wir entwickelt haben, aufgenommen wird, und wie es sich optimieren lässt. Auch bei der Evaluation der Medienpakete haben wir unterschiedliche Methoden eingesetzt, begleitend und abschließend evaluiert, mit Kontrollgruppen gearbeitet oder Expertenratings durchgeführt. Das Medien-Feuerwerk sollte schließlich nicht einfach nur schön bunt sein, sondern bei den Betrachterinnen und Betrachtern möglichst nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Die Evaluationsergebnisse zeigen: Das ist gelungen.

Nun nähert sich das Projekt langsam seinem Ende und wir blicken zufrieden auf einen umfangreichen Bestand an Medienpaketen, die nicht einfach in der Versenkung verschwinden, sondern über Plattformen und OER-Portale weiter abgerufen und in der Lehrkräftebildung eingesetzt werden können.

Außerdem, ein bisschen Egoismus darf sein, haben wir für uns selbst auch einiges erreicht: Es war spannend und lehrreich, die eigenen Fachthemen in Zusammenarbeit mit Medienexpertinnen und -experten aufzubereiten. Ein Trickfilmer schaut anders auf das Thema Berufsorientierung, eine Comiczeichnerin anders auf politische Stereotype, als die jeweiligen Fachleute dies tun. Auch die freundlich-kritischen Rückmeldungen der interdisziplinären Projektpartnerinnen und -partner haben uns weitergebracht.

Was war überraschend?

Fast zeitgleich zum Projektstart begann die Corona-Pandemie mit Schul- und Hochschulschließungen und digitaler statt Präsenzlehre. Dies mag dazu beigetragen haben, dass die Studierenden, mit denen wir die Medienpakete dann erprobten und zum Teil erstellten, diese Angebote noch motivierter und engagierter nutzten, als wir erwartet hatten. Professionell erstellte Erklärvideos, Übungsmaterialien und Selbsttests passten exakt zu dieser Situation, in der so viel zu Hause und allein gelernt wurde.

Auch die Kolleginnen und Kollegen in Schulen, Studienseminaren und in anderen Hochschulen mussten nicht erst überzeugt werden, dass Medienpakete ein sinnvolles Angebot für Studium, Referendariat und Lehrkräfteweiterbildung sind. Sie unterstützten uns bei der Themenwahl, der Medienherstellung und bei der Erprobung der Pakete mehr als wir erwartet hatten.

Nicht zuletzt wurde auch unsere Zusammenarbeit von vornherein durch die Pandemie geprägt. Wir trafen uns in dichter Folge digital und behielten das auch bei, als die Einschränkungen für Reisen und Konferenzen wieder aufgehoben wurden.
Unter den Evaluationsbefunden war etwas überraschend, dass sich der ‚Matthäus-Effekt‘ („Wer hat, dem wird gegeben.“) in einigen Fällen recht deutlich bemerkbar machte. Von manchen medialen Angeboten profitierten vor allem diejenigen besonders stark, die schon überdurchschnittliche Vorkenntnisse mitbrachten.

Was ist künftig nötig?

Das künftig Nötige lässt sich mit drei Begriffen zusammenfassen: Pflege, Ausweitung und Verbreitung.

Pflege: In den Themenfeldern der Medienpakete wird es auch in Zukunft eine Vielzahl von Veränderungen geben. Die Medien müssen entsprechend angepasst und gepflegt werden. Dies betrifft Themen wie E-Commerce oder Lernfabriken, aber auch Felder wie Stereotype als Gegenstand politischer Bildung. Mit Blick auf die Migrationsentwicklung wären auch Übersetzungen von Medien und Materialien ins Englische sinnvoll.

Ausweitung: Trotz der großen Fülle produzierter Materialien und Pakete wären in den verschiedenen Themenfeldern weitere Pakete denkbar und wünschenswert. So stellt Künstliche Intelligenz in allen beteiligten Fächern eine Herausforderung für Unterricht und Lehrkräftebildung dar, im gewerblich-technischen Bereich wie auch in Wirtschaftspädagogik, Deutsch und Sozialkunde. Robotik und digitale Zwillinge im gewerblich-technischen Bereich, Textgeneratoren und datengestützte Unternehmensplanung in der Wirtschaftspädagogik, Deutsch als Zweitsprache im Fachunterricht oder Vertiefungsangebote zu Antisemitismus und Nahostkonflikt beziehungsweise israelbezogenen Antisemitismus in der politischen Bildung sind Beispiele für Themen, die in künftigen Medienpaketen behandelt werden könnten.

Verbreitung: Die produzierten Medienpakete mit ihren Videos, Aufgabenpools und Hintergrundtexten sollen natürlich langfristig genutzt werden. Hierfür müssen sie auf Plattformen so angeboten werden, dass Interessierte sie auf Anhieb finden, also nicht stundenlang durch digitale Regalreihen irren, um das Passende dann eher zufällig aufzustöbern. Die Zusammenarbeit zwischen den Plattformen und OER-Verzeichnissen der verschiedenen Bundesländer hat sich während der Projektzeit deutlich verbessert: Man muss ein Medienpaket und seine Komponenten nicht mehr in jedem Bundesland aufs Neue katalogisieren , damit es dort gefunden werden kann. Wir gehen davon aus, dass die bisweilen noch aufwändige Eingabe von Mediendaten sukzessive einfacher und die Suche nach Medien noch komfortabler wird.

Natürlich wird all dies Nötige nicht zum Nulltarif zu haben sein. Künftig nötig sind daher Ressourcen.


Prof. Dr. Markus Höffer-Mehlmer ist geschäftsführender Leiter des Zentrums für Lehrerbildung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Leiter des TWIND-Projekts.