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Verstetigung von Lehr-Lernkonzepten im Verbundprojekt „Praxis digital gestalten in Sachsen“ (PraxisdigitaliS) : Datum:

PraxisdigitaliS – ein Verbundprojekt der Universität Leipzig (UL) und der Technischen Universität Dresden (TUD) – zielt auf den nachhaltigen Aufbau und die Förderung digitalisierungsbezogener Kompetenzen bei (angehenden) Lehrkräften. Den Kern des Projekts bilden Lehr-Lernkonzepte, die durch Forschungs- und Promotionsprojekte sowie die Teaching Labs an beiden Standorten forschend begleitet, formativ weiterentwickelt und in den Lehrveranstaltungen und Praxisphasen des Lehramtsstudiums verankert werden.

Zwei Mädchen und zwei Jungen betrachten gemeinsam einen kleinen Roboter
Um Schülerinnen und Schüler beim Lernen mit digitalen Medien zu unterstützen, benötigen bereits Lehramtsstudierende entsprechende Erfahrungs- und Erprobungsmöglichkeiten © HighwayStarz/Colourbox

Von Nicole Zabel

Um welche Lehr-Lernkonzepte geht es?

In den Teaching Labs, die im Rahmen des Projekts an der UL und der TUD eingerichtet worden sind, werden informatische Kompetenzen mit Lehramtsstudierenden und aktiven Lehrkräften aller Schulformen und Fächerkombinationen erarbeitet und deren Vermittlung – an der TUD auch in videografierten Unterrichtsszenarien mit Schülerinnen und Schülern – erprobt und reflektiert.

Neben den Didaktiken der Informatik an beiden Standorten sind in den Fachdidaktiken für Biologie, Geschichte, Englisch, Sport, in der Grundschuldidaktik Sachunterricht, in der Medienpädagogik, den Bildungswissenschaften sowie in der Pädagogik im Förderschwerpunkt Sprache und Kommunikation weitere Teilprojekte jeweils mit Konzepten zum Lehren und Lernen mit digitalen Medien angesiedelt. Exemplarisch fokussieren dabei einzelne Lehr-Lernprojekte die Nutzung digitaler Medien für einen inklusiven Sportunterricht, den Einsatz von Augmented Reality im Biologieunterricht oder die Erstellung lokalgeschichtlicher virtueller Rundgänge durch Studierende. Zudem wurde im Rahmen des Projekts die Vorlesung „Digitale Medien in der Schule“ entwickelt, evaluiert und mehrfach an der UL durchgeführt sowie via Stream für Lehramtsstudierende an der TUD für die Teilnahme geöffnet.

Dabei soll im Sinne der medienpädagogischen Professionalisierung insbesondere der Wandel von Lern- und Lehrkulturen in einer Kultur der Digitalität in der universitären Lehrkräftebildung (vor-)gelebt werden, betont Sonja Ganguin als Projektleiterin von PraxisdigitaliS an der UL. In diesem Zusammenhang verweist sie auch auf Ausbildungsbedarfe im Hinblick auf fundiertes medienpädagogisches Wissen. „Zwar zeigt sich vielfach eine prinzipiell offene Haltung bezüglich schulischen Lernens und Lehrens mit digitalen Medien, dennoch wird auch immer wieder Skepsis deutlich. Diese geht zum Teil mit Vorurteilen, `Halbwissen´ und Sorgen der Studierenden einher.“ Um die medienpädagogische Professionalisierung von Lehrkräften zu unterstützen, benötigen daher alle Lehramtsstudierende (positive) Erfahrungs- und Erprobungsmöglichkeiten des Lernens und Lehrens mit digitalen Medien, so Ganguin.

Wie wird die Nachhaltigkeit gesichert?

Über die Kooperation der Standorte im Kontext der Lehr-Lernprojekte entstanden überinstitutionelle Arbeitsstrukturen und -prozesse, welche Austausch, Transfer und Vernetzung ermöglichten. Strukturen, wie die Arbeitsgruppe „Kompetenzen“, in der interdisziplinär und standortübergreifend ein Katalog digitalisierungsbezogener Kompetenzen für (angehende) Lehrkräfte erarbeitet wurde, sind für die institutionelle Verankerung zentraler Themen wie der Digitalität wesentlich. Das Ergebnis der Arbeitsgruppe liegt vor und steht kurz vor der Veröffentlichung, mithin ist ihre Aufgabe abgeschlossen. Inwiefern die dabei sowie bei anderen Austausch- und Transferformaten aufgebaute Vernetzung nach Projektende aufrechterhalten werden kann, bleibt derzeit noch offen.

Hingegen gewährleistet die modulare Verstetigung der entwickelten Lehr-Lernkonzepte die Verankerung digitalisierungsbezogener Themen im sächsischen Lehramtsstudium. So erfolgt an der UL beispielsweise künftig die Vorbereitung angehender Sportlehrkräfte auf einen inklusiven Sportunterricht, wobei das Seminar „Vielfalt & Inklusion II“ besonders auf den kritisch-reflektierten Einsatz digitaler Medien fokussiert. Die 2020 hierfür konzipierten und 2021 pilotierten Lehr-Lernszenarien vermitteln den Studierenden, wie sie durch einen reflektierten Einsatz digitaler Medien Teilhabechancen erhöhen und Exklusionsrisiken für alle Lernenden reduzieren können. Im Jahr 2022 wurde das Seminar in einer weiterentwickelten Form erneut durchgeführt und in der Studienordnung des neu überarbeiteten Studiengangs „Lehramt Staatsexamen Sport“ modular eingebunden.

Auch die Vorlesung „Digitale Medien in der Schule“ wurde bereits in das verpflichtende Modul „Medienbildung und politische Bildung in der Schule“ an der UL implementiert. An der TUD werden digitalisierungsbezogene Lehr-Lernkonzepte ebenfalls modular verankert, versichert Axel Gehrmann, der die Projektleitung von PraxisdigitaliS an der TUD innehat. Als Querschnittsthema für alle Lehramtsstudierenden erfolgt die Implementierung unter anderem in den Ergänzungsstudien des Lehramtsstudiums.

Was verändert sich dadurch für die Medienbildung im Lehramtsstudium?
Sonja Ganguin: „Die curriculare Verankerung gibt angehenden Lehrpersonen Handlungssicherheit und unterstützt deren Aufbau einer kritisch optimistischen Haltung gegenüber digitalen Medien, Medienwelten von Kindern und Jugendlichen sowie Veränderungen von Lernen und Lehren in einer Kultur der Digitalität.“ Dazu gehört nach Ganguin beispielsweise die Auseinandersetzung mit und kritische Einordnung von medienpädagogischen Theorien und Konzepten wie auch aktuellen Forschungsergebnissen.

Die QLB zur richtigen Zeit: Einflussfaktoren für die Verstetigung

Bei der curricularen Verankerung digitalisierungsbezogener Themen spielten auch neue rechtliche Vorgaben auf Landesebene eine gewichtige Rolle. Nur ein Glücksfall, der zeitlich parallel zur Projektlaufzeit eintrat?
Axel Gehrmann: „Durch die neue Lehramtsprüfungsordnung (2022) ist in Sachsen der rechtliche Rahmen hierfür geschaffen worden. Die Thematik der digitalen Medien im Lehren und Lernen zu stärken, befürworteten aber nicht nur Akteure und Akteurinnen auf ministerieller und universitärer Ebene, sondern auch die Lehrkräfte. Insofern kann vielleicht von Verknüpfungsbestrebungen gesprochen werden – auch über verschiedene digitalisierungsbezogene Projekte. Diese fanden zwar nicht kontinuierlich oder standortbezogen in gleicher Form statt, besitzen aber nunmehr eine rahmengebende Grundlage."

Eingebunden in ein komplexes Gefüge an universitären Initiativen und Strukturen, wissenschaftlichen und bildungspolitischen Entwicklungen sowie gesellschaftlichen Ereignissen startete das Projekt im März 2020 entsprechend zu einem außerordentlich dynamischen Zeitpunkt. Unter diesen Voraussetzungen förderte die QLB mit PraxisdigitaliS die Entwicklung und Evaluation eines breiten Spektrums von Konzepten für das Lehren und Lernen mit digitalen Medien sowie deren Integration in bestehende Module des Lehramtsstudiums. Insgesamt wurde dadurch ermöglicht, die Thematik der Digitalität, die durch die Pandemie unzweifelhaft Aufschwung nahm, systematisch und wissenschaftlich fundiert zu bearbeiten, damit künftige Lehrkräfte in Sachsen für eine „kritisch optimistische Haltung gegenüber digitalen Medien“ aufgeschlossen werden können.


Das Interview mit Prof. Dr. Sonja Ganguin, der Projektleiterin von PraxisdigitaliS an der Universität Leipzig und Prof. Dr. Axel Gehrmann, dem Projektleiter von PraxisdigitaliS an der TU Dresden wurde in schriftlicher Form von der Projektkoordinatorin von PraxisdigitaliS an der TU Dresden, Dr. Nicole Zabel, durchgeführt.