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Kommentar: Die Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung voranbringen : Datum:

Die Umsetzung der „Reform der Lehrerbildung“ in Baden-Württemberg im Jahr 2015/2016 erhielt durch die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ Rückenwind: Im Rahmen der erfolgreichen Antragsstellung der baden-württembergischen Hochschulen konnten an fünf Standorten im Land Schools of Education erfolgreich etabliert werden. Die Schools werden im Landeshaushalt 2023/2024 ab dem Haushaltsjahr 2024 gemäß Vereinbarung in der Hochschulfinanzierungsvereinbarung II mit insgesamt 3,5 Millionen Euro pro Jahr verstetigt.

Zwei junge Frauen sitzen zusammen und blicken in ein Buch. Eine Frau lächelt.
Die in der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ angestoßenen Strukturveränderungen wurden in Baden-Württemberg mit einem Landesprogramm erfolgreich flankiert © BMBF/Michael Kowalczyk

Ein Kommentar von Martina Oesterle

Mit dem Wintersemester 2015/16 begann in Baden-Württemberg eine neue Ära in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern: Die bisherigen Staatsexamensstudiengänge wurden durch neue, lehramtsbezogene Bachelor- und Master-Studiengänge ersetzt. Stärker als bisher werden Fachwissen, Fachdidaktik und Bildungswissenschaften im Studium aufeinander abgestimmt. In allen Studiengängen sind erstmals der Erwerb von Querschnittskompetenzen in der Vermittlung von Deutsch als Zweitsprache und ein Grundmodul zu Grundfragen der Inklusion verpflichtend vorgesehen. Die neue gestufte Studienstruktur ermöglicht den Studierenden zudem, sich erst dann für den Lehrerberuf entscheiden zu müssen, wenn sie im Bachelor erste Erfahrungen und Einblicke gesammelt haben.

Wichtiger Bestandteil der Reform ist die Etablierung von Schools of Education, die als starke wissenschaftliche Einrichtungen die Lehrkräftebildung verantworten. Erst die Umstellung der bisherigen Staatsexamensstudiengänge für das Lehramt auf Bachelor-/Masterabschlüsse im Rahmen der Umsetzung der Reform der Lehrkräftebildung ermöglichte zudem hochschulartenübergreifende, institutionalisierte Kooperationen im Rahmen der Schools of Education bis hin zu gemeinsam von zwei oder mehreren Hochschulen verantworteten Master-Studiengängen (M. Ed.).

Die Spielräume, die die Lehrkräftebildungsreform eröffnet hat, konnten von den baden-württembergischen Hochschulen in der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ genutzt werden. Insbesondere die Einrichtung von Schools of Education an den Standorten in Freiburg, Heidelberg, Konstanz, Stuttgart/Ludwigsburg und Tübingen werden durch Bundesgelder gefördert:

  • Freiburg Advanced Center of Education (FACE): Universität Freiburg, Pädagogische Hochschule Freiburg, Hochschule für Musik Freiburg;
  • Heidelberg School of Education (HSE): Universität Heidelberg, Pädagogische Hochschule Heidelberg;
  • Binational School of Education (BiSe): Universität Konstanz, Pädagogische Hochschule Thurgau;
  • Professional School of Education Stuttgart/Ludwigsburg (PSE): Universitäten Stuttgart, Hohenheim, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart;
  • Tübingen School of Education (TüSE): Universität Tübingen.

Erstmalig sind in der Lehrkräftebildung in Baden-Württemberg mit den Schools institutionalisierte Kooperationen entstanden, in denen Universitäten und die Pädagogischen Hochschulen zusammenarbeiten und ihre jeweiligen Stärken zusammenführen. Als fakultätsübergreifende wissenschaftliche Einrichtung verantwortet die School of Education der Universität Tübingen die dortige Lehrkräftebildung selbstständig.

Universitäten und Pädagogische Hochschulen sind – zusammen mit den anderen lehrkräftebildenden Hochschulen und den Seminaren für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte – die zentralen Pfeiler der Lehrkräfteausbildung in Baden-Württemberg. Die Universitäten – zuständig für die Ausbildung von Gymnasiallehrerinnen und -lehrern – stehen vor allem für umfassende fachwissenschaftliche Expertise. Die Pädagogischen Hochschulen – an denen die künftigen Lehrerinnen und Lehrer für die Grundschule und Sekundarstufe I sowie Sonderpädagogik studieren – sind Spezialisten für das Lernen mit besonderen Kompetenzen in Fachdidaktik und Bildungswissenschaften.

Mit den aus Mitteln der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ des Bundes geförderten Schools of Education wurden erfolgreich zukunftsweisende Strukturen für die Lehrkräftebildung etabliert, von denen Lehramtsstudierende und Lehrende an Hochschulen profitieren.

Flankierend zur Bundesförderung wurde das Landesprogramm „Lehrerbildung in Baden-Württemberg“ aufgelegt, das über eine Laufzeit von fünf Jahren mit insgesamt 20 Millionen Euro dotiert ist; in Förderlinie 1 wird die Weiterentwicklung der Schools of Education, in Förderlinie 2 werden innovative Projekte in der Lehrkräftebildung und in Förderlinie 3 innovative Konzepte in der Digitalisierung und im beruflichen Lehramt gefördert. Damit werden die Hochschulen dabei unterstützt, innovative Wege in der Lehrkräftebildung zu gehen und dabei auch aktuelle Themen wie zum Beispiel Inklusion und Umgang mit Heterogenität, Deutsch als Zweitsprache oder Medienbildung aufzugreifen.

Um die Nachhaltigkeit der fünf Schools of Education sicherzustellen, werden diese in Baden-Württemberg gemäß Regelung in der Hochschulfinanzierungsvereinbarung II im Landeshaushalt 2023/2024 ab dem Haushaltsjahr 2024 mit insgesamt 3,5 Millionen Euro pro Jahr in den jeweiligen Hochschulkapiteln verstetigt.

Mit dem Förderprogramm „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ wurde die „Reform der Lehrerbildung“ in Baden-Württemberg maßgeblich vorangebracht. Eine Weiterführung des Programms würde die zahlreichen innovativen Projekte zur Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung, die derzeit diskutiert werden, maßgeblich und nachhaltig voranbringen und dabei auf den vom Bund in der nun auslaufenden „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ angestoßenen und in Baden-Württemberg mit Landesmitteln flankierten Strukturen aufsetzen. Zunächst bleibt aber die Entscheidung des Bundes abzuwarten.


Die Leitende Ministerialrätin Martina Oesterle ist Leiterin des Referats Pädagogische Hochschulen, Lehrerbildung im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.