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Für die „Lehrkräftebildung aus einem Guss“: Fragen und Antworten zu den „Kompetenzzentren für digitales und digital gestütztes Unterrichten in Schule und Weiterbildung“ des BMBF : Datum:

Mit den „Kompetenzzentren“ will das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Lehrkräfte darin unterstützen, ihre digitalen Kompetenzen zu stärken und digitale Tools didaktisch und pädagogisch sinnvoll einzusetzen. Unterschiedliche Akteure arbeiten von 2023 bis 2026 miteinander an Entwicklung, Erprobung und Verbreitung von Fortbildungsmaßnahmen für Lehrerinnen und Lehrer.

Zwei Frauen und ein Mann sitzen nebeneinander am Tisch und schauen auf Bildschirme. Ein weiterer Mann steht dahinter und spricht zu ihnen.
Fortbildungsangebote für den digital gestützten Unterricht von Morgen stehen im Zentrum der Kompetenzzentren. © BMBF/Michael Kowalczyk

Worum geht’s?

Aktive Lehrkräfte durch praxisnahe Fortbildungsangebote bei den Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung und dem Einsatz digitaler Tools zu unterstützen, das ist das Ziel der „Kompetenzzentren für digitales und digital gestütztes Unterrichten in Schule und Weiterbildung“ des BMBF. Bis 2026 stehen bis zu 205 Millionen Euro für eine forschungsgeleitete Entwicklung von Fortbildungsangeboten für Lehrerinnen und Lehrer bereit. Gefördert werden Forschungsverbünde von Hochschulen auch mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die gemeinsam einen Beitrag leisten für qualitativ hochwertige und praxisnahe Fortbildungsangebote. Neben vier thematischen Kompetenzzentren für digitales und digital gestütztes Unterrichten mit Fokus auf die MINT-Fächer; Sprachen, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften; musisch-kreative Fächer und Sport sowie digitale Schulentwicklung wird eine wissenschaftsgeleitete Vernetzungs- und Transferstelle gefördert. Diese wird bundesweit als Dach der Kompetenzzentren fungieren und diese so unter anderem beim Transfer unterstützen sowie Standards der digitalen Lehrkräftefortbildung entwickeln.

Drei Fragen an Dr. Johanna Börsch-Supan, Leiterin der Abteilung „Allgemeine und berufliche Bildung; Lebensbegleitendes Lernen“ im BMBF

Johanna Börsch-Supan
Dr. Johanna Börsch-Supan leitet die Abteilung „Allgemeine und berufliche Bildung; Lebensbegleitendes Lernen“ im BMBF © BMBF

Frau Börsch-Supan, was verbirgt sich hinter dem Begriff „Kompetenzzentrum“? Soll eine einzige Institution Fortbildungsmaßnahmen zum Ausbau digitaler Kompetenzen entwickeln?
Nein, genau das wollen wir nicht. Jedes der vier Kompetenzzentren wird aus mehreren Forschungsverbünden mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten und entsprechender wissenschaftlicher Expertise bestehen. Sie arbeiten als Kompetenznetzwerke, in denen sich die Stärken von mehreren Projekten vereinen. Wir gehen mit den Kompetenzzentren in die Breite der Forschung für die Lehrkräftefortbildung. Wichtig war uns von Anfang an, dass die Verbundprojekte länderübergreifend arbeiten und so auf das Wissen von Landesinstituten, Fortbildungsseminaren und Schulpraxis zurückgegriffen werden kann.

Warum liegt der Schwerpunkt der Kompetenzzentren auf dem digitalen und digital gestützten Unterrichten?
Die Digitalisierung ist eine der großen Transformationsprozesse, die alle Lebensbereiche, aber vor allem auch unser Lernen und Lehren umfassend verändert. Für individuelle Entwicklungsprozesse sind digitale Kompetenzen in nahezu allen Lebensbereichen unabdingbar. Digitale Kompetenz wird damit auch zu einer Frage der Chancengerechtigkeit und Teilhabe, die wir allen Schülerinnen und Schülern zugänglich machen wollen. Hier kommen die Lehrerinnen und Lehrer als Dreh- und Angelpunkt digitaler Bildung ins Spiel. Es ist essentiell, dass sie mit den vielfältigen Chancen und Herausforderungen, die der Einsatz digitaler Medien, Daten und Informationen im Unterricht oder der Organisation des Schulalltags mit sich bringt, umgehen können. Fortbildungsangebote müssen die neuesten Entwicklungen einbeziehen; dies gilt im Hinblick auf digitale Tools, aber auch mit Blick auf die jeweilige Fachdidaktik für einen fachdidaktisch erschlossenen digitalen Unterricht. Unsere Lehrkräfte sollen sich souverän in ihrer Fachlichkeit und in der digitalen Welt bewegen können: Da reicht es nicht, bis die nächste Generation aus der Uni „nachgewachsen“ ist.

Mit der Einrichtung einer Vernetzungs- und Transferstelle legt das BMBF einen starken Fokus auf den Transfer. Was erwarten Sie von dieser Einrichtung?
Im Mittelpunkt der Arbeit der Vernetzungs- und Transferstelle wie auch der Kompetenzzentren stehen die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis und der bundesweite Transfer in die Lehrkräftefortbildung. Unser Ziel ist, dass die Lehrkräftebildung in den Ländern in der Breite über die gesamte Laufzeit von der Expertise profitiert, die wir hier bündeln. Entstehen sollen so neue und hochwertige Fortbildungsangebote. Damit dies gelingt, brauchen wir eine exzellent aufgestellte Vernetzungs- und Transferstelle, die alle Akteure in den Austausch bringt, Wissenschaft wie Praxis, und das bundesweit, über alle drei Phasen der Lehrkräftebildung hinweg. Dabei ist es uns wichtig, an bestehende Entwicklungen, wie wir sie zum Beispiel in der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ vorangetrieben haben, anzuknüpfen. Jetzt richten wir den Fokus noch stärker darauf, dass sowohl die Vernetzungs- und Transferstelle als auch die Kompetenzzentren von Anfang an mit den Akteuren der Lehrkräftefortbildung gemeinsam an Lösungen arbeiten. Die Digitalisierung im Bildungsbereich ist eine unglaubliche Chance, für die wir auch eine gute Kultur der Zusammenarbeit aller Akteure brauchen.

Die 3. Phase der Lehrkräftebildung, die Fort- und Weiterbildung aktiver Lehrkräfte, liegt bei den Landesinstituten. Jedes Land hat andere Strukturen und setzt in diesem Bereich eigene Prioritäten. Für Schleswig-Holstein gibt Dr. Dorit Stenke, Staatssekretärin im dortigen Kultusministerium, eine Einschätzung.

Welche Bedeutung hat die Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern für den digitalen Unterricht?
Entscheidend ist, wie wir eine Kultur der Digitalität an Schulen entwickeln. Die Professionalität der Lehrerinnen und Lehrer ist maßgeblich für den Kompetenzerwerb der Schülerinnen und Schüler, dafür grundlegend ist die Entwicklung von Fortbildungskonzepten. Unser Landesprogramm in Schleswig-Holstein „Zukunft Schule im digitalen Zeitalter“ hat das Ziel den Unterricht multiprofessionell, phasenübergreifend sowie wissenschaftsbasiert weiterzuentwickeln. Dazu wurden Stellen in allen vier Ebenen geschaffen: an den Schulen, in der regionalen Medienberatung, in der Fachfortbildung und an den damit vernetzen hochschulischen Einrichtungen der Lehrkräftebildung. Damit sind grundlegende Strukturen zur phasenübergreifenden Zusammenarbeit in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften geschaffen.

Welche Rolle haben aus Ihrer Sicht dabei die Hochschulen?
Innerhalb der phasenübergreifenden Professionalisierung, die durch das Landesprogramm gestärkt wird, erwarten wir in Kooperation von Wissenschaft mit der Praxis die Entwicklung fachbezogener zukunftsfähiger Lehr-Lernszenarien. Es sollen auch fachbezogene digitale und hybride Materialien und Szenarien für die Schulen und die Lehrkräftebildung forschungsbasiert entwickelt und mit Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern im Austausch erprobt werden. Eine intensivere Kooperation in der Lehrkräfteausbildung in den drei Phasen ist dabei ebenso zentral wie eine gute Vernetzung mit der hochschulischen Praxis.

Welche Wünsche und Erwartungen haben Sie an die länderübergreifende Zusammenarbeit in den „Kompetenzzentren"?
Als besondere Gelingensbedingung für die Arbeit der Kompetenzzentren erachte ich, dass der Transfer in Schule und über Aus- und Fortbildung von Beginn an in Kooperation mit den Universitäten/Hochschulen, den für die Aus-, Fort- und Weiterbildung zuständigen Landesinstituten und Lehrkräften vor Ort mitgedacht wird. Dabei ist eine Klärung der strukturellen Zusammenarbeit zu den Landesinstituten, insbesondere der Vernetzungs- und Transferstelle grundlegend für den Erfolg der Kompetenzzentren.