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Unterstützung durch Mentoring und forschungsbasierte Strukturentwicklung im Rahmen des Freiburger Projekts FACE – Berufliches Lehramt : Datum:

Um mehr Studierende für das berufliche Lehramt zu gewinnen, werden die gewerblich-technischen Studiengänge im Projekt "FACE – Berufliches Lehramt" der Pädagogischen Hochschule in Kooperation mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Offenburg strukturell weiterentwickelt und Unterstützungsformate etabliert. Insbesondere der Austausch zwischen Masterstudierenden, Lehrkräften und Personen im Vorbereitungsdienst im "Mentoring IngPäd" zeigt positive Effekte auf den Übergang in die zweite Phase.

Ein Lehrer zeigt Studierenden einen technischen Aufbau.
Im Rahmen eines Mentorings arbeiten Studierende mit Lehrkräften zusammen. © BMBF/Alexandra Roth

Von Katharina Agostini, Nina Fischer, Sebastian Gorski und Mandy Steinbach

Im Rahmen der Kooperationsstudiengänge der Pädagogischen Hochschule (PH) Freiburg und der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Offenburg werden Studierende in den Fachrichtungen Mechatronik, Elektrotechnik/Informationstechnik, Medientechnik/Wirtschaft und Informatik/Wirtschaft für das Höhere Lehramt an beruflichen Schulen ausgebildet. Dabei verantwortet die HAW Offenburg die fachwissenschaftlichen Inhalte und die PH Freiburg die bildungswissenschaftlichen und fachdidaktischen Kompetenzbereiche.

Das Projekt "FACE – Berufliches Lehramt" hat sich zum Ziel gesetzt, durch strukturelle Entwicklungen und Unterstützungsangebote eine größere Anzahl an Studierenden für die gewerblich-technischen Mangelfächer zu gewinnen, deren Studienwahl zu stabilisieren und sie auf dem Weg in den Lehrerberuf zu unterstützen, unter anderem durch ein Mentoring-Programm. Im Studium werden die Studierenden auf das anspruchsvolle Berufsbild einer Lehrkraft an beruflichen Schulen vorbereitet, in dem neben Fachwissen berufspraktisches Wissen, fachpraktische Erfahrungen sowie Querschnittskompetenzen notwendig sind, um den Bezug zu einer heterogenen Schülerschaft im berufsbildenden Bereich herstellen zu können.

Das Mentoring IngPäd

In den ersten zwei Semestern des Bachelorstudiums werden ausschließlich Fachwissenschaften an der HAW Offenburg behandelt. Ab dem dritten Semester besuchen die Studierenden zudem Lehrveranstaltungen in den Bildungswissenschaften an der PH Freiburg. Das Mentoring IngPäd bringt Personen unterschiedlicher Ebenen aus Hochschule und Schule zusammen: Im Wintersemester werden Bachelorstudierende im 3. Semester (erstes Semester an der PH Freiburg) als Mentees von Studierenden höherer Semester begleitet. Im Sommersemester erhalten Masterstudierende als Mentees Unterstützung von Mentorinnen und Mentoren, die Referendarinnen, Referendare oder Lehrkräfte an beruflichen Schulen sind. Alle Mentees erhalten eine Ansprechperson für studien- und berufsbezogene Fragen, können sich untereinander vernetzen sowie an Workshops teilnehmen, die auf ihre spezifischen Interessenslagen und Bedarfe angepasst sind. Dadurch soll die Studien- und Berufsentscheidung stabilisiert werden. Die Tandems werden möglichst nach Übereinstimmung der beruflichen Fachrichtung beziehungsweise des Unterrichtsfachs zusammengestellt.

Graphische Darstellung des Kaskadenmodells des Mentoring IngPäd der Pädagogischen Hochschule Freiburg.
Kaskadenmodell des Mentoring IngPäd © Agostini/Fesenmeier 2020

Während im Wintersemester die Begleitung beim Studieneinstieg an der PH Freiburg im Fokus steht ist die Unterstützung in der Studienausgangsphase sowie beim Übergang in den Vorbereitungsdienst Ziel der Staffel im Sommersemester.

Im Sommersemester 2021 nahmen fünf Studierende als Mentees am Mentoring IngPäd teil. Für alle wurden Mentorinnen und Mentoren gefunden, die zu den Studienfächern passende Unterrichtsfächer an gewerblich-technischen Schulen unterrichten. Bei der Anmeldung äußerten die Studierenden den Wunsch, Unterstützung für die Bewerbung zum Vorbereitungsdienst zu erhalten. Zudem erhofften sie sich eine Vernetzung mit anderen Lehramtsstudierenden sowie mit Referendarinnen, Referendaren und Lehrkräften beruflicher Schulen. Um das Anliegen nach Unterstützung für die Bewerbung zum Referendariat aufzugreifen, wurde ein Workshop mit Informationen zu Ablauf, Anmeldefristen und Formalia sowie der Möglichkeit für Fragen angeboten.

Evaluation zeigt positive Resonanz aller Beteiligten

Die Evaluationsergebnisse zeigen eine positive Resonanz der Mentees, auch hinsichtlich der Erfahrungen mit dem/der Mentor/in. Zudem wurde von den Mentees die Gelegenheit ihr Netzwerk zu erweitern, Lehrkräfte kennenzulernen und Erfahrungen auszutauschen positiv herausgestellt.

Die Mentorinnen und Mentoren, die sich an der Evaluation beteiligten, gaben die Bestbewertung "sehr gut" für das Mentoring IngPäd ab. Sie stimmten der Aussage "völlig" zu, dass sie ihre Mentees bei Fragen zum Vorbereitungsdienst unterstützen konnten und gaben an, dass sie Beratung auch bei persönlichen Fragen bieten konnten.

Positive Rückmeldungen bestätigen sich in der Begleitforschung

Die positiven Rückmeldungen aus der Gesamtevaluation bestätigen sich in der Begleitforschung, die im Sommersemester 2021 als Fokusgruppendiskussion mit vier von fünf Mentees geführt wurde. Besonders hilfreich wurde von den Mentees zum Beispiel empfunden, dass "alle Informationen zum Vorbereitungsdienst, also zur Bewerbung" erhalten wurden. Den Austausch mit den Lehrkräften und Personen im Vorbereitungsdienst erleben die Masterstudierenden positiv.

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Natürlich unterstützt es auf jeden Fall, weil man jemanden an der Seite hat, der schon in dem Beruf arbeitet. Normalerweise […] haben wir wenig Kontakt zu Lehrkräften oder denen, die mal Lehrkräfte werden wollen […]. Dadurch haben wir nicht so viele Berührungspunkte, und dann ist es ganz toll, wenn man jemanden an der Seite hat, den man einfach über den Beruf fragen kann.

Mentee in der Fokusgruppendiskussion der Gesamtevaluation

Anknüpfungspunkte für Optimierungen in den Kooperationsstudiengängen für das berufliche Lehramt und den Übergang in den Vorbereitungsdienst

Die Erfahrungen im Mentoring IngPäd sowie die breit angelegte Begleitforschung zur Studiengangentwicklung führen zur Restrukturierung der Lehrkräftebildung am Standort Freiburg/Offenburg. So wurde ein Struktur- und Verlaufsmodell im Bachelor und Master entwickelt, das Optimierungspotenziale offenlegt. Zur Beantwortung der Frage, ob Fach- und Bildungswissenschaften sowie Fachdidaktik sinnhaft verknüpft sind, wird die Kohärenzwahrnehmung der Studierenden in einer quantitativen Befragung erhoben sowie qualitative Aussagen aus Interviews mit allen Akteuren (Studierende, Lehrkräfte, Personen im Vorbereitungsdienst, Dozierende von PH und HAW sowie des Seminars für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte Freiburg) eingebunden.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Studierenden die Studiengänge wählen, weil sie das Studium als abwechslungsreich empfinden, die Kombination verschiedener Interessen herausstellen und die Flexibilität der späteren Berufswahl (Lehrkraft versus Ingenieur) als einzigartigen Vorteil ansehen. Andererseits nehmen sie vereinzelt Defizite in der Kommunikation und Information sowohl zwischen beiden Hochschulen als auch bezüglich der direkten Information für Studierende wahr. Im Bereich der Phasenübergänge (Bachelor/Master sowie Master/Vorbereitungsdienst) werden teilweise Redundanzen angeführt. Im Bachelor und Master kritisieren die Studierenden eine mangelnde Abstimmung zwischen den Fachwissenschaften der HAW Offenburg und den Inhalten der (Schul-)Praxis sowie zwischen Studienanteilen der PH Freiburg und der Praxisvorbereitung durch das Seminar für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte Freiburg. Sie vermissen vereinzelt eine konkret-praktische Professionsorientierung in den Lehrveranstaltungen.

Die Ergebnisse sowie Erfahrungen im Mentoring IngPäd liefern wertvolle Anknüpfungspunkte für Veränderungen und Optimierungen in den Kooperationsstudiengängen für das berufliche Lehramt. Verschiedene Maßnahmen sollen die Kommunikation untereinander und die Informationen für Studierende verbessern. Auf curricularer Ebene werden Studienmodule neu zugeschnitten sowie Module mit Schwerpunkt Heterogenität und Inklusion sowie DaZ/DaF entwickelt und erprobt. Zudem wurde eine Informationsveranstaltung für Drittsemester-Studierende etabliert, in der die organisationalen Unterschiede der beiden Hochschulen thematisiert sowie Tipps zum Studium und zur Schulpraxis gegeben werden. Ebenfalls wurde eine Informationsveranstaltung am Übergang vom Bachelor in den Master eingeführt, um mehr Bachelor-Absolvierende für den Lehramtsmaster zu gewinnen. Des Weiteren wurden die Anforderungen an die Schulpraxisberichte überarbeitet. Im Sommersemester 2022 sind Workshops zu den Themen "Herausforderndes Verhalten im Unterricht" sowie "Resilienz im Lehramt" geplant. Darüber hinaus sollen durch Marketingmaßnahmen mehr Studierende für das gewerblich-technische Lehramt gewonnen werden.


Dr. Katharina Agostini ist akademische Mitarbeiterin im Bereich Berufspädagogik und Koordinatorin im Projekt "FACE – Berufliches Lehramt" an der Pädagogischen Hochschule Freiburg.
Nina Fischer ist seit 2020 wissenschaftliche Hilfskraft im Mentoring IngPäd des Projekts "FACE – Berufliches Lehramt".
OStR Sebastian Gorski ist akademischer Mitarbeiter und Koordinator im Projekt "FACE – Berufliches Lehramt" und Berufsschullehrer im Berufsfeld Metalltechnik.
StR’in Mandy Steinbach ist abgeordnete Berufsschullehrkraft und akademische Mitarbeiterin im Projekt "FACE – Berufliches Lehramt".