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Die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“: Innovation durch Wissenstransfer : Datum:

„Innovation durch Wissenstransfer“ war das Motto des Abschlusspodiums des QLB-Programmkongresses, bei dem Vertretungen von Bund, Ländern, 1. und 2. Ausbildungsphase und Philologenverband diskutierten. Ein „Innovationsjahrzent“ und die Stärkung von Transfer werden auch im Koalitionsvertrag der neuen Regierung für die Wissenschaft angekündigt. Die Lehrkräftebildung wird ebenfalls erwähnt. Im Vertrag und beim Kongress benannte Desiderate erweisen sich als wechselseitig anschlussfähig.

Prof. Dr. Isabell van Ackeren
Isabell van Ackeren, Prorektorin für Studium und Lehre an der Universität Duisburg-Essen, wirkte bei der Abschlussdiskussion des diesjährigen Programmkongresses der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ mit. © Frank Preuss

Ein Kommentar von Isabell van Ackeren

Nach sechs Jahren „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ (QLB) bietet sich eine Zwischenbilanz an – im Hinblick auf das Programmende 2023 geht es aber auch um Fragen von Transfer und Absicherung des Erreichten mit Anschlussperspektiven für eine kontinuierliche, dynamische Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung im Kontext großer gesellschaftlicher Transformationsprozesse, wie Digitalisierung und Inklusion. Dabei wurde der QLB-Programmkongress von der andauernden Corona-Pandemie sowie durch den Lehrkräftemangel und Fragen der (De-)Professionalisierung gerahmt.

Lehrkräftebildung: Besser aufgestellt als vor sechs Jahren?

Weitgehende Einigkeit zeigte sich in der Einschätzung, dass sich mit der QLB die Sichtbarkeit und Durchschlagskraft der Lehrkräftebildung deutlich erhöht habe. Die vielen präsentierten innovativen Ansätze stimmten die Podiumsteilnehmenden optimistisch, bei der Qualitätsentwicklung tatsächlich viel weiter gekommen zu sein.

Lehrkräftebildung ist vielfach Teil des hochschulischen Profils, sie hat einen festen Platz im Rahmen der kommunikativen Praxis der Hochschulen, sie ist Teil der Strukturen zur systematischen Qualitätsentwicklung und bindet die Studierenden stärker ein. Auch ein phasenübergreifender Austausch findet systematischer statt.

Von Länderseite wurde ebenfalls betont, dass die QLB viel bewegt und auch zwischen den Ländern zu mehr Verständigung beigetragen habe. Für Nordrhein-Westfalen (NRW) wurde in der Runde berichtet, dass das Land unter anderem den Aufbau der Zentren für Lehrerbildung sowie die Stärkung der Fachdidaktiken im Zeitraum der QLB erheblich gestärkt und die Finanzierung auf Dauer gestellt hat. Die Stellung der Zentren „als eigenständige Organisationseinheiten mit Entscheidungs-, Steuerungs- und Ressourcenkompetenz“ bis hin zur Koordination und Förderung von Forschung, ist hochschulgesetzlich abgesichert (Hochschulgesetz NRW). Für Schleswig-Holstein wurde berichtet, dass die Lehramtsausbildung Teil von Vereinbarungen zwischen Land und Universitäten ist (wie auch in NRW). Zugleich erweist sich die Situation in einigen Ländern und an einigen Standorten als ungleich schwieriger.

An welchen Stellschrauben muss gedreht werden, damit die guten Ansätze und gelungenen Maßnahmen von Dauer sind?

Seitens des Bundes wurde daran erinnert, dass die Hochschulleitungen bei Antragstellung zugesagt haben, für Verstetigung zu sorgen. Auch die Länder müssten sich um das kümmern, was sich im Programm bewährt habe – ein „Geschäft auf Gegenseitigkeit“.

Zugleich kann die Qualitätsoffensive noch nicht abgeschlossen sein. Digitalisierung etwa betrifft die Gesamtheit der Disziplinen und Ausbildungsphasen. Die Expertise muss gebündelt, die Abstimmung zwischen den Phasen und die curriculare Systematisierung angegangen werden. Diese koordinative Aufgabe ist neu für die Universitäten. Dabei geht es auch darum, Qualitätskriterien zu entwickeln und diese möglichst länderübergreifend zur Verfügung zu stellen.

Es braucht insgesamt absichernde rechtlichen Rahmenbedingungen in den Ländern, verlässliche Strukturen und dauerhafte Ressourcen durch gemeinsame Anstrengung von Ländern (über die KMKund Hochschulleitungen (über die HRKunabhängig von befristeten Programmen und einzelnen, besonders engagierten Personen, und zwar für alle lehrkräftebildenden Standorte im Land.

Der Koalitionsvertrag kündigt unter anderem das gemeinsame Wirken von Bund und Ländern „mit neuen Schwerpunkten zu digitaler Bildung, zur dritten Phase der Lehrerbildung und bundesweiter Qualitätsentwicklung des Seiten- und Quereinstiegs“ für die QLB an. Die Themen erscheinen sehr anschlussfähig an die beim Kongress markierten Desiderate.  

Für künftige Programme wäre es sehr wünschenswert, die zweite und dritte Phase als Partner fest einzubinden, mit materiellen Anreizen beziehungsweise zeitlicher Entlastung für verbindliche Kooperationen. Für eine kohärente Lehrkräftebildung würde sich das sehr lohnen.

 

Isabell van Ackeren ist Professorin an der Universität Duisburg-Essen und leitet die Arbeitsgruppe Bildungsforschung. Sie ist seit 2014 Prorektorin für Studium und Lehre und leitet in dieser Funktion zwei QLB-Projekte. 2021 wurde sie in die Ständige wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz berufen.