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Zukunft wird aus Partizipation gemacht : Datum:

Zwei Studierende des aktuellen Jahrgangs der #DigitalChangeMaker des Hochschulforums Digitalisierung geben Einblicke in ihre Vorstellungen zukünftiger Hochschulbildung. Dabei spielen überfachliche Kompetenzen eine wichtige Rolle – Anreize können durch projekt- und problembasiertes Lernen gesetzt werden. Grundvoraussetzung einer zukunftsfähigen und Selbstwirksamkeit befördernden Weiterentwicklung der Hochschulbildung ist die konsequente Öffnung von Entwicklungs- und Entscheidungsprozessen.

Link zum Artikel: Zukunft wird aus Partizipation gemacht
Auftakttreffen der #DigitalChangeMaker im Oktober 2020 © Hochschulforum Digitalisierung

Von Anna-Lena Hebel und Andreas Paffenholz

"Wir wissen nicht, wie die Zukunft unserer Studierenden aussehen wird, aber wir bilden sie für die Zukunft (aus)". So – oder zumindest so ähnlich – hieß es zu Beginn des Studiums. Voll ins Schwarze getroffen und für uns, gegen Ende unseres Studiums, bedeutungsvoller Status quo. Heute sind wir Mitglieder des dritten Jahrgangs der studentischen Zukunfts-AG #DigitalChangeMaker und arbeiten in einem interdisziplinären Team an Fragestellungen der Digitalisierung in Studium und Lehre. Dass unsere Zukunft irgendwo im Bildungsbereich, zwischen Kompetenzen und Konzeptentwicklung, zwischen Erforschung und Gestaltung liegt, das haben wir herausgefunden. Aber unsere Zukunft hatte schon mitten im Studium begonnen, nämlich mit dem Interesse, es zu gestalten und weiterzuentwickeln.

Partizipation von Studierenden sicherstellen und fördern

Studierende und andere Interessensgruppen der Hochschulen stehen vor der Herausforderung, die Gestaltung des zukünftigen Hochschulalltags tatsächlich gemeinsam zu leben. Denn die neuen Beteiligungsformen der Hochschulen, die im Zuge der Reform des öffentlichen Sektors eingeführt wurden, haben es in großen Teilen nicht über die formale Einbeziehung von Studierenden und einer einseitigen Beziehung, in der Studierenden die Rolle von Kundinnen und Kunden, gelegentlich Expertinnen und Experten zukommt, hinausgeschafft. Im Sinne zukünftiger Hochschulbildung müssen die Hochschulen Strukturen etablieren, die die Partizipation von Studierenden sicherstellen und fördern.

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Im Sinne zukünftiger Hochschulbildung müssen die Hochschulen Strukturen etablieren, die die Partizipation von Studierenden sicherstellen und fördern.

Anna-Lena Hebel und Andreas Paffenholz

Fest steht nämlich: Wer nicht in entsprechender Entscheidungsfunktion ist, kann nicht einfach bestimmen, dass an den Hochschulen ein offener Diskurs zu Online-Plattformen und -Prüfungen geführt wird und wer in einem oder gleich mehreren Abhängigkeitsverhältnissen steht, kann nicht alleine dafür Sorge tragen, dass studentische Ideen einbezogen werden. Die Zeit ist reif das Konzept der Partizipation mit mehr Leben zu füllen und den Gestaltungsspielraum für Studierende auf ihren unmittelbaren Studiumsalltag auszuweiten – auch in konzeptioneller Hinsicht. Eine bessere Chance sich als selbstwirksam erleben zu können, als im Mitgestalten des eigenen Studiums und im Kompetenzerwerb beim gemeinsamen Reflektieren zur zukünftigen Hochschulbildung, werden wir in diesem Studium nicht mehr bekommen. Studierende stehen daher nach wie vor vor der Aufgabe, trotz erkennbarer Hindernisse, ihre Ideen und Erfahrungen konstruktiv einzubringen – wenn erforderlich auch ungefragt, mit entsprechendem Humor, versteht sich.

Problem- und projektbasiertes Lernen als Möglichkeit zur Förderung von überfachlichen Kompetenzen

Die Corona-Pandemie wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen des aktuellen Hochschulalltags: Fehlerkultur, Wertschätzung, Interdisziplinarität, Kommunikation und Austausch. Dabei wurde eins besonders deutlich, nämlich, dass die Herausforderungen nicht von einem Dozierenden, einem Fachbereich oder einer Institution allein gelöst werden können. Gerade an dieser Überfachlichkeit mangelt es vielen Hochschulen.

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Herausforderungen [können] nicht von einem Dozierenden, einem Fachbereich oder einer Institution allein gelöst werden. Gerade an dieser Überfachlichkeit mangelt es an vielen Hochschulen.

Anna-Lena Hebel und Andreas Paffenholz

Ein passendes Beispiel für fehlende Überfachlichkeit beziehungsweise überfachliche Kompetenzen ist eine umfassende Digitalkompetenz. Weitere Beispiele sind etwa Kommunikations- oder Kollaborationsfähigkeit. Welche dieser überfachlichen Kompetenzen nun genau wünschenswert sind, soll an dieser Stelle nicht diskutiert werden, abgesehen davon, dass eine abschließende Antwort vermutlich überhaupt nicht gegeben werden kann.

Auf dem Schaubild wird visualisiert, was für die zukünftige Hochschulbildung wichtig sind. Bestandteile der zukünftigen Hochschulbildung sollen Wertschätzung, Partizipation, problem- und projektbasiertes Lernen sein sowie die Berücksichtigung realweltlich
Schaubild: Was für die zukünftige Hochschulbildung wichtig ist und was daraus entstehen kann. © Anna-Lena Hebel und Andreas Paffenholz

Fest steht aber, dass in den meisten Studiengängen diese überfachlichen Kompetenzen, wenn überhaupt implizit eine Rolle spielen, und noch seltener als solche auch anerkannt werden. Der Wunsch wäre daher die Kompetenzen explizit zu thematisieren und entsprechend anzuerkennen. Die Thematisierung wäre zum Beispiel durch projektbasiertes beziehungsweise problembasiertes Lernen mit echtem Lebensweltbezug denkbar, so wie wir es beim Hochschulforum Digitalisierung erleben. Zudem böte sich für die Anerkennung dieser Leistungen das Konzept der Badges an, das auch von der Hochschulrektorenkonferenz Ende 2020 diskutiert wurde. Wichtig ist, dass die überfachlichen Kompetenzen die fachlichen ergänzen und nicht ersetzen sollen. 

Lehrkräfte als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren

Ähnliche Thematiken wie die obigen lassen sich auch auf die Schule anwenden. Dies ist vor allem daher von Bedeutung, da die zukünftigen Lehrkräfte an den Hochschulen (aus-)gebildet werden, außerdem sind sie zwangsläufig Multiplikatorinnen und Multiplikatoren dessen, was sie an den Hochschulen erleben. Dies fängt damit an, dass mangelndes Selbstwirksamkeitserleben von Lehrerinnen und Lehrern Folgen für den Unterricht hat. Zum anderen werden auch in der Schule gerade überfachliche Kompetenzen benötigt, da es dort so viel mehr als Fachinhalte zu lernen gibt und somit auch zu vermitteln gilt.

Befördern von Selbstwirksamkeit ermöglicht das Gestalten der eigenen Zukunft

Es wäre also wünschenswert und die eigentliche Innovation zukünftiger Hochschulbildung, einen Wandel hin zu offenen Prozessen zu vollziehen. Also einem Studium, das realweltliche Probleme aufgreift und somit gerade die Aneignung von überfachlichen und fachlichen Kompetenzen ermöglicht. Der eigene Hochschulraum und die aktuellen Herausforderungen rund um die Digitalisierung bieten mehr als genug Anregung für problembasiertes Lernen an den Hochschulen. Sie können insbesondere dann, wenn sie im Zusammenspiel mit den Inhalten und der Gestaltung des Studiums verstanden werden, das Erleben von Selbstwirksamkeit befördern. Es ist daher unerlässlich, diesen Zustand für Studierende zu ermöglichen, möchte man, dass sie Zukunft gestalten können.

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Es wäre also wünschenswert und die eigentliche Innovation zukünftiger Hochschulbildung, einen Wandel hin zu offenen Prozessen zu vollziehen. Also einem Studium, das realweltliche Probleme aufgreift und somit gerade die Aneignung von überfachlichen und fachlichen Kompetenzen ermöglicht.

Anna-Lena Hebel und Andreas Paffenholz


 

Anna-Lena Hebel studiert Integrative Sozialwissenschaften im Master an der Technischen Universität Kaiserslautern und ist studentische Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik bei Prof. Dr. Mandy Schiefner-Rohs.
Andreas Paffenholz studiert Biologie und Mathematik auf Lehramt im Master an der Universität Bonn und ist studentischer Mitarbeiter am Lehrstuhl für Allgemeine Didaktik und Schulpädagogik bei Prof. Dr. Jutta Standop.
Beide sind Teil des aktuellen Jahrgangs der studentischen Zukunfts-AG #DigitalChangeMaker des Hochschulforums Digitalisierung.