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Projektvorstellung: Die "Zukunftsstrategie Lehrer*innenbildung" der Universität zu Köln – evidenzbasierte Forschung zu innovativen Lehr-Lern-Formaten und zum Kompetenzerwerb angehender Lehrerinnen und Lehrer : Datum:

Die Kölner "Zukunftsstrategie Lehrer*innenbildung" (ZuS) sieht eine systematische Qualitätskontrolle und -entwicklung vor. Akteure der Fachdidaktiken, der Sonderpädagogik, der Bildungswissenschaften und der Psychologie konzipieren Strategien evidenzbasierter Forschung gemeinsam. Prof. Johannes König, Leiter des Handlungsfelds "Qualitätssicherung", stellt Abläufe und Ergebnisse zur Wirksamkeitsprüfung von ZuS-Maßnahmen und des Monitorings der Lehrerinnen- und Lehrerbildung vor.

eine Hand füllt einen Fragebogen aus; Foto: pixabay
Eine systematische, evidenzbasierte Qualitätskontrolle und -entwicklung ist Teil der Kölner "Zukunftsstrategie Lehrer*innenbildung" (ZuS). © pixabay

Wie wichtig ist eine evidenzbasierte Forschung zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung? Was trägt der Standort Köln dazu bei?

König: Eine evidenzbasierte Forschung zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist von großer Bedeutung, um Steuerungswissen für Ausbildungsprozesse zu generieren. Curriculare Entscheidungen können zum Beispiel durch wissenschaftliche Erkenntnisse zur Lernwirksamkeit bestimmter Maßnahmen zielgerichtet erfolgen. Zeigen empirische Studien mit ihren Ergebnissen auf, was angehende Lehrkräfte bis zu einem bestimmten Zeitpunkt – etwa beim Übergang von der Universität in den Vorbereitungsdienst – an Wissen und Können bereits erworben haben, so können solche Ergebnisse dazu beitragen, relevante curriculare Schwerpunkte in der Ausbildung an Universitäten zu identifizieren. Aber auch Nachsteuerungsbedarf kann auf diese Weise sichtbar werden, insbesondere dann, wenn sich das Verständnis von Lehrprofessionalität angesichts neuer schulischer Aufgaben wie der Inklusion oder der Digitalisierung grundsätzlich wandelt. Empirische Forschung ist zudem für die Theoriebildung zur Lehrinnen- und Lehrerbildung und zum Lehrberuf entscheidend.

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Das jährlich stattfindende Monitoring macht besondere Stärken und zukünftige Handlungsbedarfe systematisch und evidenzbasiert sichtbar – wichtige Diskussionen zur Entwicklung der Lehrkräftebildung an der Universität zu Köln können somit auf eine umfangreiche Datengrundlage gestellt werden.

Prof. Dr. Johannes König

Mit dem Handlungsfeld "Qualitätssicherung" werden zentrale Maßnahmen der "Zukunftsstrategie Lehrer*innenbildung" (ZuS) begleitet, um deren Wirksamkeit einer systematischen, evidenzbasierten Qualitätskontrolle und -entwicklung zu unterziehen. Die Qualitätssicherung sieht vier Komponenten mit Zielen und Maßnahmen vor: die Makro- und Mikroebene, die Entwicklungsebene und die Transferebene.

Abbildung zu Komponenten der Qualitätssicherung ZuS Köln; Darstellung: Daniela Julia Jäger-Biela
"Zukunftsstrategie Lehrer*innenbildung Köln" (ZuS): Handlungsfeld Qualitätssicherung. Vier Komponenten der Qualitätssicherung © Daniela Julia Jäger-Biela, eigene Darstellung

Wie ist das "Lehrer*innen-Bildungsmonitoring" angelegt, welche Ziele werden verfolgt und welche Erkenntnisse konnten aus dieser umfassenden Maßnahme bereits gewonnen werden? Wie spielen diese Erkenntnisse in die Gestaltung der Lehramtsausbildung an der Universität zu Köln hinein?

König: Das hochschulweite "Lehrer*innen-Bildungsmonitoring" (Bilmo) zielt auf der Makroebene darauf, ein umfassendes Bild über den Kompetenzerwerb während der gesamten Lehramtsausbildung an der Universität zu Köln sowie weiterführend im Vorbereitungsdienst und in den ersten Berufsjahren zu erhalten. Es basiert auf einem Mehr-Kohorten-Längsschnitt-Design: So werden seit 2016 Bachelor- und Masterstudierende, jeweils mit Studienstart 2015, jährlich mittels Befragungen wissenschaftlich begleitet. Für diese beiden Gruppen wurden bis Ende 2018 drei Messzeitpunkte durchgeführt. Die ehemaligen Masterstudierenden waren bereits im Jahr 2018 im Vorbereitungsdienst anzutreffen und wurden daher in ihrer zweiten Ausbildungsphase in den Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL) von der Qualitätssicherung wissenschaftlich begleitet. Inhaltlich fokussiert das Bilmo:

  • die Erfassung der Kompetenzentwicklung von Lehramtsstudierenden, Referendarinnen und Referendaren bzw. Lehramtsanwärterinnen und -anwärtern,
  • die Erfassung von Lerngelegenheiten als Bedingungen der Kompetenzentwicklung sowie
  • die Prüfung des Einflusses der Lerngelegenheiten auf die Kompetenzentwicklung.

Thematisch werden schwerpunktartig die Bezugsdisziplinen Bildungswissenschaft und Fachdidaktik in den Erhebungen berücksichtigt. So wird die Fächervielfalt – unter anderem Deutsch, Englisch, Mathematik – über diverse Kompetenztests analysiert. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf affektiv-motivationalen Merkmalen professioneller Lehrkompetenz wie beispielsweise berufsbezogene Motivation und Einstellungen. Hier spielen auch Überzeugungen zur schulischen Mehrsprachigkeit und Inklusion eine hervorgehobene Rolle.

Sie beforschen zudem auf der Mikroebene gezielt neuartige Maßnahmen in der Lehramtsausbildung. Um welche Art innovativer Lehrangebote handelt es sich hierbei?

König: In der ersten Förderphase erfolgte vor allem die Evaluation einzelner, spezifischer innovativer Maßnahmen. Exemplarisch lässt sich das Lehrangebot des Handlungsfelds der "Media Labs" anführen, in denen das Lernen der Studierenden mit digitalen Medien im Fokus steht. Zentrale Inhalte bilden videographierte Unterrichtssituationen. Mit der ViLLA-Datenbank ("Videos in der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung") der Universität zu Köln (UzK) soll die Verwendung von ‪Unterrichtsvideos als Lernmedium das unmittelbare und komplexe Geschehen im Klassenzimmer in die akademische Ausbildung integrieren.

Die Arbeit in Ihrem Handlungsfeld umfasst auch eine Entwicklungsebene. Welche Maßnahmen setzen Sie in diesem Bereich um?

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Zu den Zieldimensionen des ZuS-Projekts Inklusion, Sprachliche Bildung und Digitalisierung werden innovative Kompetenztests entwickelt.

Prof. Dr. Johannes König

König: Es werden neue Tests entwickelt, mit denen spezifische Kompetenzen zu den Zieldimensionen des ZuS-Projekts erfasst werden können. Im Rahmen der ersten ZuS-Förderphase erfolgte unter anderem die Entwicklung eines Tests zur Messung von pädagogischem Wissen für inklusiven Unterricht, um die Zieldimension Inklusion abzubilden. In der zweiten ZuS-Förderphase wird aktuell ein Test zur Erfassung der Schlüsselqualifikation "Unterrichtsplanungskompetenz" zur Zieldimension Sprachliche Bildung entwickelt. Zur Zieldimension Digitale Bildung wird in Kooperation mit dem Handlungsfeld der "Media Labs" ein Test zum technologisch-pädagogischen Wissen von Lehrerinnen und Lehrern entwickelt. Beide Tests werden zukünftig genutzt, um den Kompetenzerwerb (angehender) Lehrkräfte im Kontext theoretischer und praktischer Lerngelegenheiten zu analysieren und Innovationen in der zukünftigen Gestaltung der Lehramtsausbildung an der UzK anzuregen.

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Was wirkt tatsächlich? Wo gibt es Hürden?

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Das Monitoring an der Universität zu Köln zeigt deutliche Fortschritte in der Professionalisierung von Lehramtsstudierenden auf.

Prof. Dr. Johannes König

König: Zahlreiche Belege aus dem Bilmo verweisen darauf, dass mit dem Durchlaufen ihres Studiums bei Lehramtsstudierenden akademische Inhalte und schulpraktische Tätigkeiten kumulieren. Der Kompetenzzuwachs im pädagogischen, aber auch im fachdidaktischen Wissen vollzieht sich bei Studierenden im Verlauf des Studiums zunehmend auch auf anspruchsvolleren kognitiven Niveaus. Zudem ist im Bereich Inklusion ein substanzieller Kompetenzzuwachs bei Studierenden erkennbar, der auf erweiterte Angebote im Handlungsfeld "Studium Inklusiv" zurückgeführt werden kann.

Die akademischen Inhalte des bildungswissenschaftlichen Studiums werden relativ ausgewogen entlang der durch die Kultusministerkonferenz definierten Kompetenzbereiche studiert. Ein klarer Praxisbezug ist an der UzK gegeben, dabei dominieren praktische Tätigkeiten der Planung und Durchführung von Unterricht.

Kompetenzzuwächse zeigen sich sehr deutlich im Bachelor-Studium. Auch zu Beginn des Master-Studiums kommt es zu weiteren Fortschritten, die dann erreichten Kompetenzen bleiben allerdings weitgehend stabil auf diesem Niveau gegen Ende des Master-Studiums und auch beim Übergang in den Vorbereitungsdienst.

Kumulatives Lernen gelingt offenbar gut im Bachelor-Studium sowie bis in den Anfang des Master-Studiums hinein. Kohärente Lerngelegenheiten und curriculare Abstimmung beim Übergang in die zweite Ausbildungsphase könnten dagegen zukünftig stärker fokussiert werden, um die Kompetenzentwicklung der Lehramtsstudierenden noch besser zu unterstützen.

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Komplexere Tätigkeiten wie forschungsgestützte Zugänge zur Schulpraxis könnten noch stärkere Berücksichtigung finden.

Prof. Dr. Johannes König

Wie können andere Hochschulen von all diesen Erfahrungen profitieren?

König: Wir publizieren die Ergebnisse unserer Forschung in renommierten Fachzeitschriften und stellen unsere Ergebnisse somit einem breiten Fachpublikum zur Verfügung. Auch die umfangreichen Datensammlungen, die in den verschiedenen Bereichen der Qualitätssicherung generiert werden, können interessierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach entsprechender Aufbereitung für eigene Analysen und Publikationen verwenden. Zudem liegen Veröffentlichungen der Erhebungsinstrumente des "Lehrer*innen-Bildungsmonitorings" als Skalendokumentationen vor. Handreichungen zu den entwickelten Testinventaren befinden sich in Vorbereitung, sodass diese zukünftig auch an anderen Hochschulen eingesetzt und zum Beispiel für die dortigen Evaluationen genutzt werden können.

Darüber hinaus findet ein regelmäßiger Austausch in Form von Netzwerktreffen statt. Hier steht das "Interdisziplinäre Zentrum für empirische Lehrer*innen- und Unterrichtsforschung" (IZeF) in Köln als wichtiger Partner seit Beginn der Projektlaufzeit von ZuS 2015 zur Verfügung, um Kooperationen innerhalb und außerhalb der Universität zu Köln zu nutzen und auszubauen.

Welche Ziele haben Sie für die zweite Förderphase der QLB?

König: Es stellen sich zwei vorrangige Aufgaben: die Überführung der ZuS-Maßnahmen von einem Drittmittelprojekt in die bestehenden Strukturen der Universität zu Köln sowie der Transfer erfolgreicher Maßnahmen in die Gesamtheit der Fächer. Beides erfordert Anpassungsschritte auf Seiten der Maßnahmen und erprobten Konzepte wie auch auf Seiten der Organisation der Universität. Das ZuS-Handlungsfeld "Qualitätssicherung" soll im Zuge von ZuS-Transfer zu einem umfassenden Monitoringsystem für die Lehrkräftebildung der UzK ausgebaut und strukturell im IZeF weiterführend verankert werden.


 

Prof. Dr. Johannes König ist Leiter des Handlungsfeldes "Qualitätssicherung" der Kölner "Zukunftsstrategie Lehrer*innenbildung" (ZuS). Er forscht zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung und zum Lehrberuf und fokussiert dabei professionelle Kompetenzen von Lehrpersonen.