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Mit Unterrichtsvideos hochschulübergreifend lehren und lernen : Datum:

Unterrichtsvideos sind ein Schlüsselmedium zur Verbesserung der Theorie-Praxis-Integration in der Lehrkräftebildung. Im Kontext der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" erarbeiteten mehrere Hochschulstandorte videobasierte Lehrkonzepte und bauten eigene Portale mit Unterrichtsvideos auf. Diese sind nun in einer hochschulübergreifenden Kooperation zu einem Meta-Videoportal vernetzt worden, das 2021 auf einer digitalen Tagung der pädagogischen Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

Eine junge Frau und ein junger Mann schauen in einen Laptop, der Lehrmaterial zeigt
Das Meta-Videoportal für Unterichtsvideos wird ab 11. März 2021 für die Lehreraus-, -fort-, und -weiterbildung zur Verfügung stehen. © Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Von Manfred Holodynski, Nicola Meschede, Robin Junker, Manuel Oellers, Verena Zucker, Till Rauterberg und Sabrina Konjer

Unterrichtsvideos werden zunehmend zu einem zentralen Bestandteil der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften. Sie ermöglichen wie kein anderes Medium die Abbildung der Komplexität und Simultanität des Unterrichtsgeschehens, welche gerade angehende Lehrkräfte vor große Herausforderungen stellen.

Das Potenzial von Unterrichtsvideos für die Lehrkräftebildung

Im Video lassen sich Unterrichtssituationen mehrfach anschauen, sodass die simultanen Aspekte des Geschehens einzeln vor dem Hintergrund des theoretisch erworbenen Wissens analysiert und reflektiert werden können. Zudem lassen sich bezüglich einer Situation auch unterschiedliche theoretische Perspektiven, zum Beispiel fachwissenschaftliche, fachdidaktische oder allgemein-pädagogische, einnehmen.

Trotz der Anschaulichkeit von Videos entbinden sie dennoch vom konkreten Handlungsdruck, sodass ein vertieftes Nachdenken über Unterricht erst ermöglicht wird. Dadurch können auch Handlungsalternativen zum gesehenen Unterricht theoriebasiert entwickelt, diskutiert und in Bezug auf ihre möglichen Konsequenzen durchdacht werden. Dieses befähigt (angehende) Lehrkräfte dazu, ihren Unterricht langfristig weiterzuentwickeln – eine Kompetenz, die gerade vor dem Hintergrund sich ständig wandelnder unterrichtlicher Anforderungen unabdingbar ist.

Dennoch besteht Konsens darin, dass das Video als Medium allein nicht zu qualitätsvollen Lernumgebungen in der Lehramtsausbildung führen kann. Als notwendige Bedingung für eine videobasierte Professionalisierung wird beispielsweise eine Passung der Videos mit der (späteren) Berufspraxis der Nutzerinnen und Nutzer und dem für die Kompetenzentwicklung relevanten Analysefokus erachtet. Neben einer Passung von Schulform, Unterrichtsfach oder Unterrichtsinhalt kann somit auch die Abbildung eines Unterrichts relevant sein, der die Analyse von Inklusion, sprachsensibler Lernunterstützung oder dem Einsatz digitaler Medien ermöglicht. Dies erfordert ein entsprechend vielfältiges Repertoire an verfügbaren Unterrichtsvideos.

Entwicklung deutschsprachiger Videoportale für die Lehrkräftebildung

Bis vor ein paar Jahren beschränkte sich das Spektrum an verfügbaren Unterrichtsvideos auf einige wenige Quellen wie zum Beispiel das Schweizer Videoportal (unterrichtsvideos.ch), die Hannoveraner Unterrichtsbilder (HanUB), das ViU: Early Science-Portal der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster oder die Unterrichtsmitschau der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) München.

Im Rahmen der ersten Phase der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" (QLB) wurde die Anzahl der verfügbaren Unterrichtsvideos an verschiedenen Standorten deutlich erweitert und insbesondere für Hochschullehrende der jeweiligen Standorte in eigenen Videoportalen zugänglich gemacht: FOCUS der Freien Universität (FU) Berlin, CLIPSS der Universität Duisburg-Essen, das Fallarchiv der Universität Kassel, ProVision der WWU Münster, VIGOR der Goethe-Universität (GU) Frankfurt, ViLLA der Universität zu Köln und die Toolbox der Technischen Universität (TU) München. Es gibt nun bundesweit ein vielfältiges Angebot an Unterrichtsvideos von hoher Aufnahmequalität, welches unterschiedliche Bedarfe an Schulform, Fach, Inhalt und Analysefokus abdecken kann.

Diese positive Entwicklung führte aber zu der nutzerunfreundlichen Situation, dass das Angebot zersplittert auf vielen Videoportalen vorliegt, die zudem noch eigene Registrierungsverfahren erfordern. Denn der Datenschutz der videographierten Personen gebietet es, die Videos nur einem registrierten Fachpublikum und nicht frei zugänglich zu machen.

Hochschulübergreifende Kooperation in Form eines Meta-Videoportals

Eine Lösung, um der geschilderten Zersplitterung und Unübersichtlichkeit zu begegnen, ist der Aufbau eines Meta-Videoportals, das als übergreifende Suchmaschine aller Videoportale konzipiert ist. Hierfür initiierten die QLB-Beteiligten der WWU Münster eine hochschulübergreifende, arbeitsteilige Kooperation zwischen den Hochschulstandorten Berlin, Duisburg-Essen, Frankfurt, Köln, Münster und München (LMU und TU).

Im Rahmen der Kooperation wurde ein Metadatensystem für das Auffinden der Unterrichtsvideos und eine Webseite mit einer frei zugänglichen Suche programmiert, mit der ganze Unterrichtsstunden und einzelne Clips unter anderem nach Schulform, Klassenstufe, Unterrichtsfach, Thema oder Analysefokus gesucht werden können. Damit Nutzerinnen und Nutzer die Videos nicht nur portalübergreifend suchen, sondern auch ohne mehrfache Registrierung direkt anschauen können, wurde zudem ein so genanntes technisches Trust-Network-System zwischen den Standorten vereinbart, das den Zugang zu den einzelnen Videoportalen durch ein übergreifendes, einmaliges Registrierungsverfahren autorisieren soll.

Das Meta-Videoportal www.unterrichtsvideos.net wird am 11. und 12. März 2021 im Rahmen einer digitalen Eröffnungsveranstaltung zum Thema "Lehren und Forschen mit Videos in der Lehrkräftebildung" der Öffentlichkeit vorgestellt und der Zugang freigeschaltet. Auf dieser Tagung präsentieren sich auch die beteiligten Videoportale mit ihren videobasierten Lehrkonzepten in Workshops sowie videobasierte QLB-Projekte in Lehre und Forschung in einer Postersession.


 

Prof. Dr. Manfred Holodynski und Prof. Dr. Nicola Meschede leiten das QLB-Teilprojekt "Videobasierte Lehrmodule als Mittel der Theorie-Praxis-Integration" an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster.
Dr. Verena Zucker und Dr. Robin Junker haben die wissenschaftliche Koordination des Teilprojekts inne. Robin Junker beteiligt sich zudem an der inhaltlichen und organisatorischen Abstimmung des Meta-Videoportalaufbaus.
Manuel Oellers ist an der technischen Umsetzung des Meta-Videoportals beteiligt.
Dr. Till Rauterberg ist verantwortlich für die Produktion der Unterrichtsvideos im ProVision- und ViU-Portal und ebenfalls an der technischen Umsetzung des Meta-Videoportals beteiligt.
Sabrina Konjer ist verantwortlich für das Registrierungsverfahren im ProVision- und ViU-Portal für Unterrichtsvideos der WWU Münster und ebenfalls an der technischen und organisatorischen Umsetzung des Meta-Videoportals beteiligt.